Bunte Halskrausen schützen Vögel vor Katzen

28.05.2022, Sandra Gloor
Hauskatzen erbeuten als gewiefte Jägerinnen jedes Jahr Millionen Wildtiere, darunter viele Vögel. Eine neu publizierte Studie von SWILD und der Schweizerischen Vogelwarte hat ergeben, dass bunte Halskrausen und Katzenglöckchen wirksame und katzenfreundliche Massnahmen sind, die den Jagderfolg der Katzen eindämmen und Hunderttausenden von Wildtieren das Leben retten können.

In der Schweiz leben rund 1.7 Millionen Hauskatzen (VHN 2022). Davon haben ca. 70 Prozent Zugang ins Freie (SWILD 2011). Diese Katzen erbeuten gemäss Hochrechnungen jährlich Millionen von Wildtieren (Tschanz et al. 2011). Durch die Zersiedlung und die intensive Landwirtschaft stehen Wildtiere bereits stark unter Druck (Knaus et al. 2021, Capt 2022). Die hohe Zahl an Katzen könnte den Vögeln, Kleinsäugern, Reptilien und Amphibien gebietsweise zusätzlich grosse Probleme bereiten. Aus der Sicht des Natur- und Tierschutzes, aber auch vieler Katzenhalterinnen und -halter sind deshalb Massnahmen gewünscht, die den Jagderfolg der Samtpfoten wirksam reduzieren und gleichzeitig katzenverträglich sind [siehe auch «Weiterführende Informationen zur Anzahl Katzen und ihren Beutetieren in der Schweiz»].
 

Bunte Halskrause im Test

Die Forschungs- und Beratungsgemeinschaft SWILD hat in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte in den Jahren 2019 und 2020 eine Studie durchgeführt, um solche Massnahmen zu testen. In dieser Studie wurden die Wirksamkeit von bunten Halskrausen und von Katzenglöckchen unter lokalen Verhältnissen getestet. Zudem wurde untersucht, wie verträglich diese Massnahmen für die Katzen sind und wie sie von den Katzenhalterinnen und -haltern akzeptiert werden. An der Studie haben Freiwillige aus der ganzen Schweiz teilgenommen.

Jagderfolg deutlich reduziert

Die Resultate waren erfreulich (Geiger et al. 2022): Katzen, die ein Glöckchen am Halsband trugen, erbeuteten beispielsweise deutlich weniger Vögel und Kleinsäuger. Mit Halskrause brachten sie 37 Prozent weniger Vögel nach Hause als ohne Krause. Trugen sie Halskrause und Glöckchen brachten sie rund 60 Prozent weniger Säugetiere nach Hause. Egal ob einzeln oder in Kombination: Halskrause und Glöckchen sind einfach anwendbare Massnahmen, die jährlich hunderttausenden Wildtieren das Leben retten könnten. In einer weiterführenden Studie werden nun noch weitere Massnahmen getestet. Dafür werden Freiwillige gesucht, die mit ihren Katzen daran teilnehmen möchten. Interessierte können sich bei cats@swild.ch melden, weitere Infos bei SWILD)

Publikation zur Katzenstudie

Die Publikation zur Katzenstudie ist im im Mai 2022 im Journal Frontiers in Ecology and Evolution erschienen. 

Geiger M, Kistler C, Mattmann P, Jenni L, Hegglin D, Bontadina F. 2022. Colorful collar-covers and bells reduce wildlife predation by domestic cats in a continental European setting. Frontiers in Ecology and Evolution 10:850442.

PDF der Studie